Donnerstag, 17. November 2016

ta ranto

dornig und steinig ist so mancher weg empor

welch moment, so kurz vor der pracht der blüte
innehalten, verweilen, bereiten

erblühen, strahlen, ausstrecken
mit offenen armen empfangen den segen

und zeuge sein und bekennen im moment der gnade
und davor und fürderhin im nun der herrlichkeit
seiner herrlichkeit

im verblassen und erwelken die würde weiter spiegeln
ehrfürchtig, demütig, gewiss

die erde braun und fest die letzte rast für hier

die wohnung beziehen das geschmückte haus
den goldenen gipfel erklimmen
nebst zum Herrn



[bild: pfingsten 2016 
  / text: 16.11.2016]



dornig und steinig

 

Wer kennt sie nicht, die Steine im Weg? Sie zu überschreiten, bzw. zu umgehen ist schmerzlos möglich. Bei den Dornen fällt dies nicht so leicht. Je nach unserem Schwung vor der Begegnung, spüren wir es deutlich, wenn die Spitze unsere Haut verletzt. Der Stiel einer Rose, so etwas wie unser Lebensweg, keineswegs gerade, sondern immer wieder mit Richtungsänderungen. Auffallend ist dieser große Dorn, durch Sonnenschein und dem dunklen Hintergrund markiert er einen schmerzlichen Moment in unserem Leben. Danach ein dunkler Wegabschnitt ohne einen Blatttrieb. Im Schatten ohne Licht weiterwachsen, aber getrübt und nur auf das Wesentlichste konzentriert. Wie viele triste Erfahrungen haben wir durchlebt? Welche schmerzlichen Momente erzeugten eine Ohnmacht, fröhlich, blühend weiter zu gehen? Eben im Gegenteil, nahezu Nullstand. Plötzlich umgeben von Finsternis, kein Weitblick mehr, sondern der Fokus auf dem was weh tat. Die Frage: „warum jetzt?“ oder „warum ich?“, sie lähmt, sie darf gestellt werden, sie bleibt aber leider so oft unbeantwortet und erzeugt einen Strudel der uns hinunterzieht in die Kreise allein um uns selbst. Wir beißen uns fest, und diese Ungewissheit mit dem alles in Beschlag nehmenden Drang nach Klarheit, erzeugt Dürre. Wir sind in dieser Phase abgeschottet durch uns selbst. Die Blüte daneben sehen wir nicht, wir blicken nicht auf. Kein schöner Moment dieses „klimmende Docht“ Dasein. Kein Feuer, durchnässt, betrübt, bedient fühlen wir uns. Und doch wachsen wir und irgendwann verliert sich wieder die Ichbezogenheit, aus Mangel an Erklärung oder weil es zu eintönig ist, bzw. langweilig wird, und vielleicht auch nur deswegen, weil es einfach keiner, inklusive mir selbst, mehr hören will, mein Jammern. Und im Nachhinein, so oft reicher um die Erfahrung, sich getragen und behütet zu wissen. Gott ist mit uns auf all unseren Wegen, auch die, durchs finstere Tal. Wie ein Vater nimmt er uns an die Hand und führt uns hindurch, auch wenn wir im Moment der Niedergeschlagenheit so wenig davon wahrnehmen.

 

empor

 

Mein Lieblingssynonym „himmelwärts“ oder weit weniger verwendet „himmelan“. Es gibt nur eine gewollte Richtung, alles Gegenteilige klingt wenig verlockend. Hinunter, hinab oder ganz beängstigend „höllenwärts“. Schade, dass es in manch Verpackung so gar nicht düster hervorgeht. Wie euphorisch sich die Massen zum Lied „Highway to Hell“ von ACDC verhalten, mit welcher Inbrunst der Refrain gesungen wird. Es ist gar nicht so leicht auf einer Veranstaltung hier die Lippen still zu halten, ich versuche es doch, denn ich will empor! Mein Ziel ist der Himmel und wenn ich durch Umwege die Richtung verliere, komme ich doch immer wieder an den Punkt der Umkehr. Manchmal ist es nicht leicht, es ist wie bei den Erinnerungen an die Kindheit und dem Drachensteigen. Da war nicht immer genau der richtige Wind zur Stelle um den Drachen mit einem kurzen Zug steigen zu lassen, ihn mühelos in der Luft zu halten, und die tollkühnsten Loopings zu drehen. Da musste oft gerannt werden, manchmal sogar mit der frustrierenden Einsicht, es hat heute keinen Zweck. Da verhedderte sich die Leine oder riss sogar, kurzen Windböen folgten lange Pausen und es gab auch den Sturzflug nach dem alles Aus war, da das Gestänge brach. Aber so natürlich wie die Rose nach oben wächst, zog es uns doch immer wieder hinaus und ich habe heute noch so ein Windgerät im Keller. Empor will ich einst, wenn meine Erdanziehung keine Rolle mehr spielt.

 

kurz vor der Pracht der Blüte

 

Ich mag Knospen. Oft kleiden sich diese Vorboten der Pracht schon in einem schönen Gewand, die Neugierde wächst, das Erwarten fordert nahezu aufgebrauchte Geduld. Und ich mag diese Gewissheit, dass die Blüte kommt. Eben noch der Tropfen des Morgentaus, jetzt das Ausstrecken zum Licht und zur Wärme der Sonne. Diesen Moment festhalten. Diese Gewissheit im Glauben leben. Bewusst wahrnehmen seinen Schutz sein Begleiten, hin zu den Momenten für ihn zu blühen. Gewissheit zulassen auf dem richtigen Weg zu sein. Verweilen im Gebet um seinen Segen. Die Hände öffnen, das Herz ausrichten, Hingabe zum Dienst unseres liebenden Vaters.

 

erblühen

 

Unvorstellbar ist es, dass die Blätter geschlossen bleiben. Das natürliche Aufgehen öffnet den Blick auf die wunderbare Blüte. Und wie ist dies bei uns Menschen? Eben genauso ist es geplant! Dort wo wir uns ihm unseren Herren zuwenden, uns öffnen und auftun, fließt sein Gnadenstrom. Nur sind wir leider weit entfernt von dieser Gott gewollten Abfolge. Die Schönheit in uns kommt nicht zur Geltung. Die Blätter behalten den Schutz Charakter über den Zeitpunkt hinaus, an dem er nicht mehr notwendig ist. Meine Mutter sagte weiße einst einmal zu mir, es liegt nicht an deiner Offenheit gegenüber den anderen Jugendmitarbeitern, welche ich mehr und mehr verweigerte, sondern an meiner Offenheit gegenüber Gott. Und weiter, Gott wartet nur darauf, dass ich darum bitte diesen eignen Verschluss zu durchbrechen. Er wartet nur auf mein Gebet: „Vater bitte öffne mich wieder dir gegenüber!“ Es ist sein sehnlicher Wunsch, nach dieser offenen Beziehung, und die Bitte darum, wird umgehend erfüllt. Weshalb mein Trotzkopf damals noch drei Tage herum gezickt hat, ist mir bis heute nicht ganz klar. Öffnen ist doch eigentlich leicht. Wir öffnen jeden Tag den Mund, die Hände, die Türen, die Schuhe und so vieles mehr, warum nicht diese Gewohnheit bei unserem Herzen hin zum liebenden Vater? Das traurige an diesem verstockten und unbußfertigen Organ ist, die Undurchdringlichkeit. Durch sie keine Sicht auf Jesu Glanz in uns. Ich möchte mir nicht mehr selbst im Wege stehen. Gottes ungehinderten Zugang zu meinem Herzen, wünsch ich mir. Der immer wiederkehrenden, schleichenden Abriegelung, begegne ich mit meinem Gebet. Ich strecke mich aus nach seinem Durchdringen und dem daraus erwachsenden Glanz in mir.

 

segen

 

Wo dies geschieht, wo ich dem Herrn die Türe öffne und ihn einlade einzukehren, wo ich mich ihm ganz anbefehle, da fließt sein Segen. Und da werden wir zum Segen.

 

gnade

 

Alle Momente der Pracht will ich dem Herrn widmen. Als Werkzeug sich hingeben und da wo ich eingesetzt werde seine Herrlichkeit wirken zu lassen, allein Gottes Gnade bezeugen. Er ist es, der schön macht, ihm strecke ich mich entgegen, mit weit offenen Armen, er wärmt mein Angesicht, er umhüllt mich mit seinem Licht, er lässt mich wachsen und er schenkt die Gnade zum Dienst. Ja, die Gnade dienen zu dürfen. Kein Verdienst für irgendwas. Nutzbar trotz Untauglichkeit, durch die barmherzige Güte unseres Herrn, welch Gnade, welch ein Segen.

 

im nun der Herrlichkeit

 

Die Herrlichkeit gebührt ihm allein, dem Schöpfer. So wie die Blütenpracht sein Werk ist, so auch wir. Durch Gott wohlgefälliges Leben gelingt es uns teilzuhaben an seiner Herrlichkeit. Wir strahlen, wir leben im Glanz und dies wird registriert. Es tut natürlich gut, wenn unserem nach Anerkennung lechzenden Wesen, Zuspruch geschieht. Triebfeder darf dies jedoch nicht sein! Im Nun der Herrlichkeit, seiner Herrlichkeit, wenn die Umgebung staunt und wir im Licht stehen, dann wollen wir einfach den Finger Richtung Himmel heben, oder die Hand aufs Herz legen und allen Lob und Dank weiterleiten, unserem erbarmenden Wirker. Ihm allein gebührt die Ehre.


erwelken

 

Ich muss an Vorbilder im Glauben denken, wie ihr Lebenswandel im hohen Alter noch den Schmuck der Fassade bestimmt. Sehen sie ihnen bei der nächsten Begegnung mal bewusst in die Augen. Welch eine Gewissheit spricht durch sie, welch ein Reichtum an Erfahrung funkelt fröhlich, von Falten umgeben, lebenssatt. Satt, nicht dieses müde satt, sondern dieses bewusste satt ein reich beschenktes Leben führen zu dürfen. Würdevoll, dieser gebietende, innenwohnende Wert eines Christen, gereift unter anderem durch Ehrfurcht, Demut und eben dieser Gewissheit.

 

erde

 

Wie sich das Blütenblatt löst und sanft auf der Erde landet, ganz natürlich, so werden auch wir einst umgeben sein von ihr. Unser irdischer Weg am Ende. Schön wenn wir ihn antreten mit einem Lächeln aus der unumstößlichen Überzeugung gereift, den schmalen Grat gefunden zu haben, ihm zu folgen und genau zu wissen, wohin er führt.

 

gipfel

 

Dieses Gefühl am Gipfelkreuz anzukommen, den Blick in die Weite zu werfen, ausruhen nach dem Aufstieg und für einen Moment innehalten, Genuss pur. Nicht im Geringsten reicht dies jedoch an die Erfahrung der Gläubigen, wenn sie einst sehen werden was sie erwartet haben. Unsere Vorstellungskraft ist begrenzt. Einst nebst zum Herrn eingelassen zu werden, die Himmelswohnung beziehen, unseren Namen im Buch zu lesen, es wird all unser Erfassen verändern. Die Gewissheit darüber, bei Gott anzukommen, der herzlich mit offenen Armen uns empfängt und umschließt, die Vorfreude auf das, was wir uns nur bruchstückhaft ausmahlen können ist das was mein Wesen bestimmt. Es geht schlicht und einfach nur um die Ewigkeit. Die Ewigkeit will ich erleben. Eingelassen durch Jesus Christus, welchen ich mein kurzes Dasein hier auf Erden vertrauensvoll anbefehle, unterstützt durch den heiligen Geist. Mein Herz, mein Verstand in seiner Hand.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachwort:

 

 

 

 

Pfingsten 2016 fotografierte ich dieses Bild im Garten der Villa Taranto in Verbania (Italien, Piemont) am Lago Maggiore. Am 16.11.2016, nach Lesen einer Mail mit der Bitte um einen Beitrag anlässlich eines Eröffnungsabends im Kloster, viel mein Blick auf das Bild und Zeile für Zeile entstand, mögen sie zum Segen dienen. 

Mittwoch, 9. November 2016

Frankfurtmarathon

Hebräer 12,1-2

Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.

Der Turm der Matthäuskirche in Frankfurt am Main lockt meinen Blick empor über das Startportal des Mainova Frankfurt Marathons 2016. Links und rechts, eingebettet zwischen den großen Wolkenkratzern der Main-Metropole strahlt das Kreuz unter klarem Himmel. Eine ganze Weile sehe ich auf und danke meinem Gott dafür hier stehen zu dürfen um gleich loszulegen mit den vor mir liegenden 42,195 Kilometern. Drei Wochen zuvor eigentlich auf den Punkt trainiert, hinderte mich ein Magenvirus am Start in München. Jetzt verlief alles gut und darüber bin ich froh und genieße den Frieden, die Ruhe und Gewissheit, welche mich gefühlsmäßig erfasst beim Blick auf diesen Kirchturm, während um mich herum knapp 16.000 nervös auf den Beginn warten. Beim nachträglichen googeln entdecke ich den dazugehörigen Gemeindenamen, welcher mir sehr gut gefällt: „Evangelische Hoffnungsgemeinde Frankfurt am Main“. Na, ist das nicht schön, dass diese Gemeinde gerade hier am Start- und Zielpunkt des Frankfurtmarathon ihren Platz hat? In einer Stunde wird hier gleich ein Gottesdienst zum Thema „Die Reformation und unser liebes Geld“ stattfinden, passt ja hervorragend.

Hoffnungen
Unzählige, sind hier greifbar zu spüren, auch mir geht es ja nicht anders. Hoffnung auf eine neue Bestzeit, Hoffnung durchhalten zu können bis zum Schluss, Hoffnung auch mit meinem Laufen und Schreiben Gott die Ehre geben zu können, und so viele tausende mehr.

Geld
Ja Hallo, eigentlich könnte man ja meinen hier in Frankfurt muss es auf der Straße liegen :) Wenn man aus dem Allgäu und zudem noch aus einem kleinen Dorf kommt, dann imponiert es einen schon, was in dieser Stadt alles mit Geld aufgebaut wird.

Reformation
Morgen ist der Reformationstag und natürlich bin ich ein Fan von Martin Luther. Was wird er wohl gedacht und erwartet haben damals beim Anschlagen seiner Thesen? Mit welchen Themen würde er uns heute wachrütteln, und wo schlage ich meine Thesen an? Ein weiter Spannungsbogen mit vielen Impulsen.


Der Startschuss fällt und der ganze Startblock kommt schön, homogen in Fahrt. Die erste Hälfte will ich ja sowieso bewusst die Zügel zurückhalten und habe keinerlei Probleme ab und an, bei verschiedenen Engstellen der ersten Streckenabschnitte die Geschwindigkeit wieder zu reduzieren um nicht andere Läufer über den Haufen zu rennen. Es kommt der Opernplatz wo richtig gut Stimmung ist und ich höre meinen Namen, meine Frau steht etwas erhöht auf einer kleinen Mauer und lächelt mir zu, mir wird es ganz warm ums Herz und ich bin froh sie dabei zu haben. Kurz darauf werde ich von einem Mitläufer angesprochen, der auf meinem Rücken das „Triathlon Memmingen“ liest. Bernhard kommt auch aus dem Allgäu und startet hier schon zum fünften Mal. Auf der alten Brücke sagt er gleich, hier musst du nach rechts blicken um die Skyline der Stadt so richtig gut zu sehen, was für ein Aussicht!



Bis zur Halbmarathon Marke läuft alles geschmiert und ich schicke bei jeder Rundenmeldung meiner Uhr ein kleines Dankeschön fürs unter 4:30 Min/pro Kilometer bleiben Richtung Himmel. Als nächstes kommt die Evangelische Martinus Gemeinde im Stadtteil Schwanheim welche mir schon beim Studieren der Strecke ins Auge gefallen ist. Musik wird hier groß geschrieben und man merkt sofort, welch gute Stimmung hier herrscht und instrumental den Läufern entgegenschwappt. Ich applaudiere kurz zurück und stelle mich mental auf die zweite Hälfte ein.

Vorgenommen habe ich mir ja ab der Mitte etwas schneller zu laufen und lass jetzt den Puls auf 170 ansteigen, was zwar nicht viel mehr die Geschwindigkeit erhöht, allerdings kommt es mir so vor, dass ich plötzlich ständig am Überholen bin, wo es vorher ein mit der Masse mitlaufen war. Wir überqueren wieder den Main und es geht in den Stadtteil Höchst der Geburtsstätte des Marathons 1981. Leichtes Seitenstechen beunruhigt mich ein wenig, allerdings muss ich deswegen nicht langsamer laufen und nach ein paar Minuten verfliegt es wieder. Kurz vor Kilometer 30 wird in die „Mainzer Landstraße“ eingebogen, es folgt ein vier Kilometer langer Abschnitt, der bei den Läufern recht befürchtet wird, ziemlich eintönig gerade aus, nicht mehr so viel los. In einem Interview antwortete Arne Gabius vor seinem deutschen Rekordlauf 2015 das er hier mit Sonne und Rückenwind durch will, diese Aussage habe ich irgendwie in Gedanken, die Sonne scheint, zwar kein Rückenwind, aber es gelingt vortrefflich hier schön konstant zu marschieren.

Es geht zurück in Richtung Innenstadt und an der Verpflegungsstation bei Kilometer 35 quetsche ich die letzten Reste aus meinem zweiten Gel. Mein Freund und Ratgeber Edi hat mir wieder fest eingeschärft ab dem fünften Kilometer alle fünf weiteren immer ein wenig Gel zu nehmen und bewusst mit einem ganzen Becher Wasser runterzuspülen. Die Einteilung hat wieder gut geklappt und ich hoffe durch diese Nahrungsergänzung von Muskelkrämpfen verschont zu bleiben. An der letzten Abbiegung fängt vor mir ein Läufer plötzlich mitten unter dem Laufen das Humpeln an und stellt sich auf die Seite um sein Bein durchzudehnen, kein ungewöhnlicher Anblick auf diesem letzten Streckenabschnitt, und mit jedem Stehenbleibenden leidet man ein wenig mit.

Meinen guten Kilometerschnitt kann ich jetzt leider nicht mehr ganz halten, es geht in Richtung 4:40/4:50, ein Kilometer ist sogar dabei, bei dem es genau 5 Minuten sind, die Geschwindigkeitslinie bei der Auswertung im Nachhinein wird zick zack laufen, immer wieder versuche ich den schönen Schwung nicht zu verlieren, aber alles Aufbäumen gelingt nur kurz. Im Kopf rechne ich hoch, wie sich dieser gefühlt „gnadenlose Einbruch“ auf die Endzeit auswirken wird und mir wird klar, dass es mit ziemlicher Sicherheit eine neue Bestzeit wird. Kilometer 40, dem Blick auf die Uhr folgt ein erleichtertes Grinsen, es kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Noch einmal steht meine liebe Frau an der Seite und grinst mir ebenfalls erleichtert entgegen.


Der Messeturm erscheint wieder im Blick und ich bin zurück auf der Höhe der Matthäuskirche, der Gottesdienst ist bereits vorbei und auch mit meiner schnellen Wegstrecke ist es für heute gleich geschafft. Ein letztes Mal abbiegen und ich bin schon sehr gespannt wie es sein wird in die Festhalle einzulaufen. Ein Glücks- und Freudegefühl erfasst mich so sehr, dass mir fast die Tränen kommen, plötzlich umgeben von tausenden Zuschauern, laute Musik, Applaus, und dieser rote Teppich mit dem Zielbogen in dessen Mitte die Uhr mir wieder anzeigt, es gut absolviert zu haben. Meine linke Hand lege ich wieder aufs Herz und mit der rechten deute ich in Richtung Himmel, ja mein Dank gebührt dem Herren meinen Gott! Ich klicke die Puls Uhr und freue mich meine angestrebte Ziel Zeit von 3:10 h genau geschafft zu haben, Lob & Dank, Lob & Dank.


Donnerstag, 13. Oktober 2016

DNS

Sonntag Morgen im Olympia Park München, es kündigt sich ein super schöner Herbsttag an. Meine zwei Freunde und ich machen uns auf in Richtung Startnummernausgabe für den 31. Münchenmarathon. Ein Magenvirus, welcher mich in der Nacht drei mal geweckt und entleert hat, verbreitet immer noch so ein leicht flaues Gefühl, trotzdem will ich mich davon nicht zu sehr beunruhigen lassen. Es ist noch nichts los in der Olympiahalle und es stehen nur wenige vor uns in der Reihe. Nach einem kurzen Schlendern durch die Sportmesse begeben wir uns wieder über mehrer Treppen nach oben und dabei wird mir bewusst, wie viel Kraft nur diese paar Stufen meinen Beinen abverlangen. An einem Getränkestand genehmige ich mir eine Cola, mit der Hoffnung innerlich "klar Schiff" zu bekommen, allerdings verschlechtert sich meine Verfassung zunehmends. Während sich meine Freunde weiter auf den Lauf vorbereiten entscheide ich mich schweren Herzens nicht zu starten, also für dieses Kennzeichen "DNS" für "dit not start" was so gut wie in jeder Ergebnisliste am Ende zu sehen ist. Acht Wochen intensiver Vorbereitung liegen hinter mir, bis zum Abend vorher 22 Uhr fühlte ich mich topfit, und nun hier zu sein und absagen zu müssen ... "seufz", nicht leicht! Während ich meine Laufkameraden in Richtung Startblock "A" begleite geht es mir so schlecht, dass die Beiden mich fast nicht alleine lassen wollen. Ich gebe aber zu verstehen, dass es schon passt und verspreche einfach "langsam" zu machen. Eine Tablette zur Magen Beruhigung schlägt langsam an und ich setze mich zum Ausruhen ins große Olympiastadion, suche mir einen schönen Sonnenplatz mit Blick auf den Zieleinlauf. Die Gefühlsspanne an diesem Tag ist wirklich extrem weit. Von Enttäuschung bis Freude geht es im Kopf hin und her. Am Ende überwiegt allerdings das Lächeln über die guten Ergebnisse meiner Freunde und die Geselligkeit meiner Familie, die sich nach und nach zu mir auf die Tribüne setzt. Zu Hause wieder angekommen leg ich mich nur noch hin, ein Schüttelfrost durchfährt mich und mir wird ganz bewusst, wie richtig es war nicht zu starten. Montag Morgen, Systemcheck ..... Ihr werdet es nicht glauben, Status: "go"! Kaum zu fassen, dass es genau dieser Tag sein musste an dem mich dieser Virus besuchte. In der Tageslosung lese ich aus Psalm 11,7: "Der Herr ist gerecht und hat Gerechtigkeit lieb." Wieder schmunzel ich und bitte um Vergebung für meine Vorwürfe aus diesem Gefühl heraus, etwas "ungerecht" behandelt zu werden. Unsere Sichtweise ist eben beschränkt, der Herr hat das Große und Ganze im Blick und weiß für was es gut ist. Vielleicht darf ich ihm ja beim Frankfurtmarathon dafür "laufend" die Ehre geben?! ^^


Mittwoch, 14. September 2016

Laufen am Nachmittag

Distanz: 16,22 km
Dauer: 1h:22m
Durch.Tempo: 5:07
Durch.Herzfreq.: 151

Zurzeit befinde ich mich wieder in der Vorbereitung für den nächsten Marathon. Am 09. Oktober will ich in München die Strecke von 42,195 km zum drittenmal bewältigen und setze deswegen, einigermaßen konsequent meinen Trainingsplan um. In der KW 36/2016 hatte ich noch Urlaub weswegen hier natürlich die Zeiteinteilung wesentlich leichter fällt. Während meines Laufes am 08. September hatte ich für mich wieder recht bewegende Momente.

Kurz zur Vorgeschichte: Beim Freundestag im Kloster Triefenstein im Sommer diesen Jahres war ich verantwortlich für den Stand: „in Verbindung bleiben“. Seit dem gibt es eine kleine WhatsApp Gruppe, in der ich die ersten 10 Tage und in der Folge vereinzelt, ein Bild und einen motivierenden Text gepostet habe. Ein Mitglied aus der Gruppe erzählte mir, dass sie eines der Bilder an ihre schwerkranke Freundin geschickt hat. Die Nachricht kam, als ich kurz davor war die nächste Trainingseinheit zu absolvieren und ich dachte mir, ich will sie nutzen um für diese Freundin zu beten, erkundigte mich nach dem Namen und versprach gleich ganz fest für sie mit einzutreten, schnürte die Schuhe und los ging es.

Von Anfang an befand ich mich gedanklich im Gebet, brachte diese Freundin sozusagen vor den Herrn und bat um Heilung. Während der Einlaufphase überlegte ich Schritt für Schritt vorzugehen um die vor mir liegende Laufeinheit von über einer Stunde auch gut ausfüllen zu können. Speziell für ihren Kopf zu bitten war meine erste Einheit und noch während ich es aussprach, liefen mir plötzlich die Tränen aus den Augen und ich wurde auf eine ganz wahrnehmbare  Art berührt. So ein Gefühl von „reinwaschen“ machte sich in mir breit und ich betete ganz bewusst mit der festen Überzeugung, dass Gott gerade wirkt. Die Trainingseinheit war in Form einer Welle, ich lief nach der Aufwärmphase zwei schnelle Kilometer gefolgt von einem im moderaten Tempo, dann wieder zwei schnelle und so weiter. Bei den zügigen Passagen lies mir die Luft nur so ein in Takt eingebettetes wiederholendes Gebet zu, was dazu beitrug das Tempo relativ gleichmäßig hoch zu halten. Die langsameren Kilometer dazwischen waren wieder freier von den Gedanken her und so betete ich für sie von Kopf bis Fuß. Es war eine schöne Übung und ich dachte mir noch, wenn ich wieder so einen Impuls bekomme oder mich eine Nachricht erreicht, für wen ich beten könnte, will ich es ebenso handhaben. Über ihren aktuellen Gesundheitszustand habe ich leider noch keine Neuigkeiten, weshalb ich im Gebet einfach dabei bleibe. Am kommenden Wochenende steht ein Halbmarathon auf dem Programm (Kressbronn am Bodensee) da hab ich auf jeden Fall wieder Zeit zum Ausfüllen :)

Die Tageslosung vom 08. September passte natürlich vortrefflich:

Jeremia 31,7:
Ruft laut, rühmt und sprecht: Der Herr hat seinem Volk geholfen!

und Markus 5,19:
Jesus sprach zu dem Geheilten: Geh hin in dein Haus zu den Deinen und verkünde ihnen, welch große Wohltat dir der Herr getan und wie er sich deiner erbarmt hat.



PS: ein wenig Werbung, nächstes Jahr begleiten Bruder Bodo, ein befreundetes Ehepaar, und meine Frau und ich das Hausangebot im Kloster Triefenstein mit dem Motto: „BETEND EMPFANGEN – EMPFANGEND BETEN“, es findet von Donnerstag 31. August bis Sonntag 03. September 2017 statt und jeder ist herzlich eingeladen!


Dienstag, 5. Januar 2016

kraftquelle

kraft und quelle bist du mir o herr

verzeih

dem eignen schaffensmacht vertrauen
dem stolz daraus und der trügerischen sicht

kraft und quelle bist du mir o herr

verzeih

wie schnell vergessen aus dem sinn
im wandel der zeit geblickt den täglichen dingen hin


kraft und quelle bist du mir o herr

dank

dir dem geber, der nie verwehrt
und immer wieder erklärt

kraft und quelle bist du mir o herr

dank

dir der unermüdlich stärkt
notwendig ist dem dienst an deinem werk


kraft und quelle bis du mir o herr

lob

sei dir für diese gnad
niemals nicht verdienet hab

kraft und quelle bis du mir o herr

lob

preis sei dir

dafür

[ text: 18.12.2015 / bild: 03.01.2010 ]

Dienstag, 6. Oktober 2015

3 Ländermarathon

Psalm 69,31

Ich will den Namen Gottes loben mit einem Lied und ihn hoch ehren mit Dank.


Meine Tochter fragte mich, ob es mir beim Laufen denn nicht langweilig wird, da ich ja auch keine Kopfhörer mit Musik dabei habe? Bzw. erkundigte sie sich was ich die ganze Zeit denke wenn ich so lange unterwegs bin?

Vor so einem Marathon Ereignis, sollte man ja ein paar Wochen davor immer am Wochenende, wenn möglich, einen langen Lauf (2 1/2 bis 3 1/2 h) absolvieren. Da ist natürlich so eine Frage berechtigt, wenn der Vater so viel Zeit im Freien verbringt. Seit 2011 hat mich das Lauffieber gepackt und es hat sich wie von alleine eine Eigenschaft entwickelt, wie es der obige Psalm beschreibt. Selbst bei dem ersten 10 KM Lauf (mit einer guten Geh Pause in der Mitte) summte ich ein Loblied innerlich. Es ist für mich ganz natürlich die Zeit auch mit kurzen Gebetsgedanken zu verbringen und gerade beim Marathon gibt es zahlreiche Momente, bei denen ich kurze Lobesworte wie: „Lob und Dank“ im Kopf wiederholend passend zur Schrittfrequenz vor mich her sage.


Über die Jahre bin ich jetzt immer schneller geworden und es erquickt natürlich meinen sportlichen Ehrgeiz wenn ein Rekord nach dem anderen geknackt wird. Dieses Jahr (2015) schaffte ich das erste Mal einen 10 KM Lauf unter 40 Minuten zu beenden und beim 3 Ländermarathon (DE-AT-CH) mit Start am 04. Oktober in Lindau blieb die Uhr bei 3:14 h stehen, ein Resultat was mich wochenlang in eine Hochstimmung versetzte. Allerdings möchte ich hier eben ganz bewusst diesen Psalm ins Rampenlicht stellen: „Namen Gottes loben“ & „hoch ehren mit Dank“. Dies möchte ich als Antrieb verinnerlichen, und übe es im Verdeutlichen in dem ich im Ziel die Hand aufs Herz lege und mit der anderen in Richtung Himmel deute. Ich bin meinem Herrn sehr dankbar für meinen Bewegungsapparat und bereit und gespannt, wie es mit dem „Ihm die Ehre geben“ weiter voran geht!




Mittwoch, 12. August 2015

klug vergutet – entschieden entböst

Mit Klugheit das Gute wählen, mit Entschiedenheit vom Bösen abwenden!

Römer 16,19

Paulus fordert, simpel. Wie steht es mit meiner Wahl? Vor vielen Jahren habe ich bereits das Gute gewählt, weniger aus einem klugen Hinterfragen heraus, mehr mit jugendlicher Naivität und der stimmigen Überzeugung: „ja es ist drann, sich auf den Herrn zu verlassen, ihm das Regiment meines Lebens anzuvertrauen, zu übergeben!“. Im Rückblick „klug“, denn alle anderen sich bietenden Alternativen, erzeugen einen „dummen“ Beigeschmack beim Überdenken. Dieses Gute wählen hatte bei mir einen bestimmten Beginn, ein paar Minuten in den Sommerferien 1985, gefolgt von zahlreichen Wiederholungen, Rückbesinnungen und Erneuerungen, bis heute ist es immer wieder notwendig, diese klare, bewusste Wahl zu treffen.


Es regt mich auf, dieses Böse. Kaum abgewendet kommt es von hinten schon wieder angekrochen. Den ersten Moment der Unachtsamkeit ausnutzend, sofort wieder gegenwärtig. Das ist das Wesen des hinterlistigen Bösen. Ausdauernd und nicht ermüdent, Niederlagen steckt es weg als wären sie nicht passiert. Gerissen, ja schlau weiß es genau, wo unsere Schwachstellen sind, die kleinste Lücke nützt es aus um einzudringen, wenig mit Pauken und Trompeten, nein, still und heimlich, Einfluss gewinnend in Maßen aber eben bestimmt, bis wir uns wieder abwenden.

[Text: 12.08.2015 /
                                                                                           Bild: 02.08.2015]