dornig und steinig
Wer kennt sie nicht, die Steine im Weg? Sie zu überschreiten, bzw. zu
umgehen ist schmerzlos möglich. Bei den Dornen fällt dies nicht so leicht. Je
nach unserem Schwung vor der Begegnung, spüren wir es deutlich, wenn die Spitze
unsere Haut verletzt. Der Stiel einer Rose, so etwas wie unser Lebensweg,
keineswegs gerade, sondern immer wieder mit Richtungsänderungen. Auffallend ist
dieser große Dorn, durch Sonnenschein und dem dunklen Hintergrund markiert er
einen schmerzlichen Moment in unserem Leben. Danach ein dunkler Wegabschnitt
ohne einen Blatttrieb. Im Schatten ohne Licht weiterwachsen, aber getrübt und
nur auf das Wesentlichste konzentriert. Wie viele triste Erfahrungen haben wir
durchlebt? Welche schmerzlichen Momente erzeugten eine Ohnmacht, fröhlich,
blühend weiter zu gehen? Eben im Gegenteil, nahezu Nullstand. Plötzlich umgeben
von Finsternis, kein Weitblick mehr, sondern der Fokus auf dem was weh tat. Die
Frage: „warum jetzt?“ oder „warum ich?“, sie lähmt, sie darf gestellt werden,
sie bleibt aber leider so oft unbeantwortet und erzeugt einen Strudel der uns
hinunterzieht in die Kreise allein um uns selbst. Wir beißen uns fest, und
diese Ungewissheit mit dem alles in Beschlag nehmenden Drang nach Klarheit,
erzeugt Dürre. Wir sind in dieser Phase abgeschottet durch uns selbst. Die
Blüte daneben sehen wir nicht, wir blicken nicht auf. Kein schöner Moment dieses
„klimmende Docht“ Dasein. Kein Feuer, durchnässt, betrübt, bedient fühlen wir
uns. Und doch wachsen wir und irgendwann verliert sich wieder die
Ichbezogenheit, aus Mangel an Erklärung oder weil es zu eintönig ist, bzw.
langweilig wird, und vielleicht auch nur deswegen, weil es einfach keiner,
inklusive mir selbst, mehr hören will, mein Jammern. Und im Nachhinein, so oft
reicher um die Erfahrung, sich getragen und behütet zu wissen. Gott ist mit uns
auf all unseren Wegen, auch die, durchs finstere Tal. Wie ein Vater nimmt er
uns an die Hand und führt uns hindurch, auch wenn wir im Moment der
Niedergeschlagenheit so wenig davon wahrnehmen.
empor
Mein Lieblingssynonym „himmelwärts“ oder weit weniger verwendet
„himmelan“. Es gibt nur eine gewollte Richtung, alles Gegenteilige klingt wenig
verlockend. Hinunter, hinab oder ganz beängstigend „höllenwärts“. Schade, dass
es in manch Verpackung so gar nicht düster hervorgeht. Wie euphorisch sich die
Massen zum Lied „Highway to Hell“ von ACDC verhalten, mit welcher Inbrunst der
Refrain gesungen wird. Es ist gar nicht so leicht auf einer Veranstaltung hier
die Lippen still zu halten, ich versuche es doch, denn ich will empor! Mein
Ziel ist der Himmel und wenn ich durch Umwege die Richtung verliere, komme ich
doch immer wieder an den Punkt der Umkehr. Manchmal ist es nicht leicht, es ist
wie bei den Erinnerungen an die Kindheit und dem Drachensteigen. Da war nicht
immer genau der richtige Wind zur Stelle um den Drachen mit einem kurzen Zug
steigen zu lassen, ihn mühelos in der Luft zu halten, und die tollkühnsten
Loopings zu drehen. Da musste oft gerannt werden, manchmal sogar mit der
frustrierenden Einsicht, es hat heute keinen Zweck. Da verhedderte sich die
Leine oder riss sogar, kurzen Windböen folgten lange Pausen und es gab auch den
Sturzflug nach dem alles Aus war, da das Gestänge brach. Aber so natürlich wie
die Rose nach oben wächst, zog es uns doch immer wieder hinaus und ich habe
heute noch so ein Windgerät im Keller. Empor will ich einst, wenn meine
Erdanziehung keine Rolle mehr spielt.
kurz vor der Pracht der Blüte
Ich mag Knospen. Oft kleiden sich diese Vorboten der Pracht schon in
einem schönen Gewand, die Neugierde wächst, das Erwarten fordert nahezu
aufgebrauchte Geduld. Und ich mag diese Gewissheit, dass die Blüte kommt. Eben
noch der Tropfen des Morgentaus, jetzt das Ausstrecken zum Licht und zur Wärme
der Sonne. Diesen Moment festhalten. Diese Gewissheit im Glauben leben. Bewusst
wahrnehmen seinen Schutz sein Begleiten, hin zu den Momenten für ihn zu blühen.
Gewissheit zulassen auf dem richtigen Weg zu sein. Verweilen im Gebet um seinen
Segen. Die Hände öffnen, das Herz ausrichten, Hingabe zum Dienst unseres
liebenden Vaters.
erblühen
Unvorstellbar ist es, dass die Blätter geschlossen bleiben. Das
natürliche Aufgehen öffnet den Blick auf die wunderbare Blüte. Und wie ist dies
bei uns Menschen? Eben genauso ist es geplant! Dort wo wir uns ihm unseren
Herren zuwenden, uns öffnen und auftun, fließt sein Gnadenstrom. Nur sind wir
leider weit entfernt von dieser Gott gewollten Abfolge. Die Schönheit in uns
kommt nicht zur Geltung. Die Blätter behalten den Schutz Charakter über den
Zeitpunkt hinaus, an dem er nicht mehr notwendig ist. Meine Mutter sagte weiße
einst einmal zu mir, es liegt nicht an deiner Offenheit gegenüber den anderen
Jugendmitarbeitern, welche ich mehr und mehr verweigerte, sondern an meiner
Offenheit gegenüber Gott. Und weiter, Gott wartet nur darauf, dass ich darum
bitte diesen eignen Verschluss zu durchbrechen. Er wartet nur auf mein Gebet:
„Vater bitte öffne mich wieder dir gegenüber!“ Es ist sein sehnlicher Wunsch,
nach dieser offenen Beziehung, und die Bitte darum, wird umgehend erfüllt. Weshalb
mein Trotzkopf damals noch drei Tage herum gezickt hat, ist mir bis heute nicht
ganz klar. Öffnen ist doch eigentlich leicht. Wir öffnen jeden Tag den Mund,
die Hände, die Türen, die Schuhe und so vieles mehr, warum nicht diese
Gewohnheit bei unserem Herzen hin zum liebenden Vater? Das traurige an diesem
verstockten und unbußfertigen Organ ist, die Undurchdringlichkeit. Durch sie
keine Sicht auf Jesu Glanz in uns. Ich möchte mir nicht mehr selbst im Wege
stehen. Gottes ungehinderten Zugang zu meinem Herzen, wünsch ich mir. Der immer
wiederkehrenden, schleichenden Abriegelung, begegne ich mit meinem Gebet. Ich
strecke mich aus nach seinem Durchdringen und dem daraus erwachsenden Glanz in
mir.
segen
Wo dies geschieht, wo ich dem Herrn die Türe öffne und ihn einlade
einzukehren, wo ich mich ihm ganz anbefehle, da fließt sein Segen. Und da
werden wir zum Segen.
gnade
Alle Momente der Pracht will ich dem Herrn widmen. Als Werkzeug sich
hingeben und da wo ich eingesetzt werde seine Herrlichkeit wirken zu lassen,
allein Gottes Gnade bezeugen. Er ist es, der schön macht, ihm strecke ich mich
entgegen, mit weit offenen Armen, er wärmt mein Angesicht, er umhüllt mich mit
seinem Licht, er lässt mich wachsen und er schenkt die Gnade zum Dienst. Ja,
die Gnade dienen zu dürfen. Kein Verdienst für irgendwas. Nutzbar trotz
Untauglichkeit, durch die barmherzige Güte unseres Herrn, welch Gnade, welch ein
Segen.
im nun der Herrlichkeit
Die Herrlichkeit gebührt ihm allein, dem Schöpfer. So wie die
Blütenpracht sein Werk ist, so auch wir. Durch Gott wohlgefälliges Leben
gelingt es uns teilzuhaben an seiner Herrlichkeit. Wir strahlen, wir leben im
Glanz und dies wird registriert. Es tut natürlich gut, wenn unserem nach Anerkennung
lechzenden Wesen, Zuspruch geschieht. Triebfeder darf dies jedoch nicht sein!
Im Nun der Herrlichkeit, seiner Herrlichkeit, wenn die Umgebung staunt und wir
im Licht stehen, dann wollen wir einfach den Finger Richtung Himmel heben, oder
die Hand aufs Herz legen und allen Lob und Dank weiterleiten, unserem erbarmenden
Wirker. Ihm allein gebührt die Ehre.
erwelken
Ich muss an Vorbilder im Glauben denken, wie ihr Lebenswandel im hohen
Alter noch den Schmuck der Fassade bestimmt. Sehen sie ihnen bei der nächsten
Begegnung mal bewusst in die Augen. Welch eine Gewissheit spricht durch sie,
welch ein Reichtum an Erfahrung funkelt fröhlich, von Falten umgeben,
lebenssatt. Satt, nicht dieses müde satt, sondern dieses bewusste satt ein
reich beschenktes Leben führen zu dürfen. Würdevoll, dieser gebietende,
innenwohnende Wert eines Christen, gereift unter anderem durch Ehrfurcht, Demut
und eben dieser Gewissheit.
erde
Wie sich das Blütenblatt löst und sanft auf der Erde landet, ganz
natürlich, so werden auch wir einst umgeben sein von ihr. Unser irdischer Weg
am Ende. Schön wenn wir ihn antreten mit einem Lächeln aus der unumstößlichen
Überzeugung gereift, den schmalen Grat gefunden zu haben, ihm zu folgen und
genau zu wissen, wohin er führt.
gipfel
Dieses Gefühl am Gipfelkreuz anzukommen, den Blick in die Weite zu
werfen, ausruhen nach dem Aufstieg und für einen Moment innehalten, Genuss pur.
Nicht im Geringsten reicht dies jedoch an die Erfahrung der Gläubigen, wenn sie
einst sehen werden was sie erwartet haben. Unsere Vorstellungskraft ist
begrenzt. Einst nebst zum Herrn eingelassen zu werden, die Himmelswohnung
beziehen, unseren Namen im Buch zu lesen, es wird all unser Erfassen verändern.
Die Gewissheit darüber, bei Gott anzukommen, der herzlich mit offenen Armen uns
empfängt und umschließt, die Vorfreude auf das, was wir uns nur bruchstückhaft
ausmahlen können ist das was mein Wesen bestimmt. Es geht schlicht und einfach nur
um die Ewigkeit. Die Ewigkeit will ich erleben. Eingelassen durch Jesus
Christus, welchen ich mein kurzes Dasein hier auf Erden vertrauensvoll
anbefehle, unterstützt durch den heiligen Geist. Mein Herz, mein Verstand in
seiner Hand.
Nachwort:
Pfingsten 2016 fotografierte ich dieses Bild im
Garten der Villa Taranto in Verbania (Italien, Piemont) am Lago Maggiore. Am
16.11.2016, nach Lesen einer Mail mit der Bitte um einen Beitrag anlässlich
eines Eröffnungsabends im Kloster, viel mein Blick auf das Bild und Zeile für
Zeile entstand, mögen sie zum Segen dienen.